Samo Skoberne über Samo Skoberne
"In meiner Tätigkeit als Bildhauer bearbeite ich den Werksstoff Holz in einer Weise, die man gemeinhin als materialgerecht bezeichnet, d.h. die natürliche Beschaffenheit wird weit gehend in die Gestaltung einbezogen."
"Ausgehend vom Wachstum der unterschiedlichen Holzarten skulptiere ich vierkantige Profile, die dann räumlich arrangiert oder zu Konfigurationen gefügt werden."
"Ich enthülle, teile, nehme auseinander und füge neu zusammen."
"Durch die Kombination von organisch Gewachsenem und geometrisch Gestaltetem thematisiere ich den Zusammenklang von Kultur und Naturform."
Goran Milovanovic über Samo Skoberne
Galerie Bozidar Jakac, Internationales Bildhauersymposium Forma viva 2008, Kostanjevica na Krki, Slowenien
[Die Tradition der Land Art] [ist sichtbar] bei den Schaffungen von Samo Skoberne, denn es geht hier offensichtlich um die immanente Verbindung zwischen der Umgebung und der künstlerischen Arbeit.
Bei Skoberne geht es nicht nur um die Aufstellung der Objekte in die Umgebung sondern darum, dass die Umgebung selbst Mittel und Weg der Kreation wird. Wenn Skoberne die Materialbearbeitung beendet, ist dies noch weit von der [Fertigstellung der Skulptur] entfernt. Dies geschieht erst bei der Installation im Raum und dem Dialog aller Teile, die er schon im Voraus geschaffen hat, beim Arbeitsprozess selber. Es geht um die ausdrucksvolle Urbanisation des Raumes, denn die Skulptur ist die ganze Zeit im Dialog mit allen architektonischen Objekten in seiner Umgebung. Puls Vital, so hat Skoberne seine Skulptur genannt, ist das, was er uns im Arbeitsprozess manifestieren wollte. Er öffnete den Eichenstamm und bearbeitete ihn so, dass er dem pulsierenden Leben in ihm zuhörte und ihm Gelegenheit gab, uns durch die Bewegung seine Geschichte [zu erzählen]. Skoberne nennt diesen, seinen Prozess, Naturkultivierung; einen Dualismus, den wir keinesfalls im Sinne von gewaltvollem Eingriff und Superiorität über der Natur begreifen sollen, sondern es geht mehr um den Dialog, das Hören und Folgen. ... Skoberne [aktualisiert] das Verhältnis des Menschen gegenüber der Natur durch das Synchronisieren des Dualismus von Natur und Kultur.
Christiane Lischka-Seitz zum Werk von Samo Skoberne
Neumarkt, Deutschland, Januar 2007
Samo Skobernes Arbeiten ist eine ungeheure Vitalität und Rhythmik zu eigen. Dabei erscheinen sie leicht, manchmal geradezu tänzerisch, ohne aber etwas von ihrer Präsenz und der ihnen inne wohnenden Spannung zu verlieren.
Skobernes Material ist Holz. Vornehmlich verwendet der Bildhauer Eichen- und Nussholz. Beim Arbeiten folgt Skoberne der Wachstumsbewegung des Holzes und arbeitet dessen natürliche Formgebung aufgreifend, zunächst gewundene Vierkantprofile heraus. So gelingt es ihm, in seinen Skulpturen den Kraftstrom des aufstrebenden Stammes oder Astes zu erhalten. Diesen Kräftefluss kann auch der Betrachter unmittelbar wahr nehmen.
Während des weiteren Arbeitsprozesses gliedert der Bildhauer seine Skulpturen in unterschiedlicher Weise, indem er beispielsweise Öffnungen und Durchbrüche in klar definierten Formen anlegt, oder einzelne Elemente zu mehrteiligen Objekten zusammengefügt.
Dabei entstehen, sowohl aufrecht stehende, häufig in Verbindung mit einem herkömmlichen Sockel präsentierte Plastiken. Daneben gibt es Arbeiten, die mittels eines Gestänges in die Horizontale gebracht werden, sowie mehrteilige Wandarbeiten. Andere Werke werden von der Decke abgehängt, und erwecken so den Eindruck, als ob sie frei im Raum schweben und scheinbar dynamische Bewegungen vollführen. So ähneln die in sich gedrehten und verdrillten Bretter der Arbeit "Leichtigkeit des Seins" aus dem Jahr 2002 der Bewegung auf- und abtauchender Delfine.
Selbst wenn der Künstler einen Teil seiner Objekte farbig fasst, zumeist mit weißer Farbe, bleibt die Lebendigkeit und die Energie des Werkstoffes Holz immer spürbar. Vor allem wenn seine Arbeiten in der freien Natur aufgestellt werden, entfalten sie durch die Farbe dort eine nahezu grafische Wirkung. Das "Kraftfeld 3", das Skoberne im Jahr 2004 am alten Kanal realisiert hat, kann nicht nur als Skulptur - sondern auch als "begehbare Zeichnung" - erlebt werden.
Ähnlich grafisch wirkt die Arbeit "Roter Faden" aus dem Jahr 2005. Sie windet sich als gekrümmte rote Linie auf zarten Stelzen in ca. 1 m Höhe. Bei Sonnenschein zeichnet sich ihre Kontur ein zweites Mal als Schatten auf dem Boden ab. Ist der Boden im Frühjahr und im Sommer mit Gras bedeckt, entsteht ein eindrucksvoller Komplementärkontrast.
Samo Skobernes Formen sind klar und dennoch äußerst subtil gestaltet. Das Verhältnis von Gewicht und Gegengewicht der jeweiligen Massen zueinander, sowie des Binnen- und Außenraumes seiner Skulpturen, ist präzise ausgelotet.
Diese Ausgewogenheit zwischen Masse und Hohlraum bzw. Öffnung erstreckt sich neben der plastischen Ausformung auch auf die linearen Konturen seiner Objekte. Zwischen ihrer Dynamik und ihrer Statik entsteht ein Wechselspiel, in dem sich die einzelnen Elemente gegenseitig steigern und in sich stimmige Werke hervorbringen.
Dr. Barbara Hausmanns über Samo Skoberne
Ausstellungseröffnung in der Fa. WindWelt, Bonn, Deutschland, 12.11.2004
Samo Skobernes Heimat ist das wunderschöne Slowenien - dort gibt es ziemlich viel Landschaft und noch mehr Wald. Diese Umgebung mag ihn auch inspiriert haben, Holz zu seinem bevorzugten Werkstoff zu machen. Der freischaffende Bildhauer, der in einem ersten Leben als Ingenieur mehr mit Formeln und Metallen zu tun hatte, arbeitet fast ausschließlich mit diesem Material. Doch auch seine rheinische Wahlheimat mit ihren historischen Fachwerkbauten aus Holz hat Spuren in seinem Schaffen hinterlassen. Skoberne lebt in Alfter, wo er an der Alanus-Kunsthochschule ausgebildet worden ist.
Die heute gezeigte Skulptur und die große schwebende Arbeit hier im Entrée - beide aus Nussbaum gefertigt -bedingen einander auf besondere Weise. Sie sind sozusagen Positiv und Negativ desselben Stammes. Die ausgesägten Teile werden zur hängenden, fast Mobilé artigen Installation - Skoberne nennt sie die "Leichtigkeit des Seins". Das was vom Sägen übrig bleibt verwandelt sich zur spiraligen Skulptur, einer Doppelhelix, dem Baustein unseres Lebens gleich - "Dem Himmel nach".
Wenn der Künstler den gefällten Baum von der Rinde trennt, nähert er sich in einem ersten Schritt seiner natürlichen Beschaffenheit, die er intuitiv in die weitere Gestaltung einbezieht. Er legt in seinen Holzskulpturen das offen, was Wasser, Wind und Sonne - die Elemente aus ihnen gemacht haben. Er spürt dieser Verwandlung hinterher, schält sie gleichsam aus dem Holz heraus. Dabei entstehen in ihrer kargen Schönheit oft bizarr wirkende Arbeiten; so, als ob die Natur sie trotz ihrer künstlerischen Veränderung genau in dieser Form hingestellt hätte.
Erste Arbeitsschritte macht Skoberne mit dem Beil, es folgt die Reduktion mit der Motorsäge mit großem Respekt für das Material. Übrigens wird dem Ungeübten dringend vom Gebrauch beider Werkzeuge zur Nachahmung abgeraten.
Skoberne möchte, dass man die Verwandlung des Materials durch seine Bearbeitung wahrnimmt, gleichzeitig aber auch die authentische Struktur des Holzes erkennt. Die Skulptur im Eingangsbereich von WindWelt wirbelt Wind auf, die hängende Arbeit zeigt die Folgen des Sturms und findet dennoch immer wieder zu ihrer Balance.
Samo Skoberne wird als einer der Finalisten des diesjährigen Bonner Kunstpreises als "Neuentdeckung" in der Zeitung gewürdigt: ganz neu ist Skoberne nicht mehr - weder vom Lebensalter, und auch als Künstler ist er schon etwas länger dabei, aber eine Entdeckung, die neugierig auf mehr macht, ist er allemal.